Wer sich selbst führt, bewegt andere

von Susanne Kleiner, freie PR-Beraterin, Texterin, Journalistin und Mediatorin, München

Gute Führungskräfte beeindrucken fachlich. Doch wer persönlich imponiert, lässt den Funken überspringen und stärkt seine eigenen Ressourcen. Ein guter Grund für ambitionierte und bewusste Rechtsanwälte, sich mental und emotional kraftvoll aufzustellen. Impulse zum Innehalten.

Gedanken lenken uns

Was Menschen denken, ist dafür verantwortlich, wie sie ihre private und berufliche Welt, ihre Freunde, Kollegen und Mandanten wahrnehmen. Oft geben fixe Gedankenmuster die Richtung vor und dunkeln a priori ab. Was viele als gesundes Misstrauen gutheißen, killt jedoch die Stimmung und errichtet Mauern: Denn negative Muster ziehen Gemüter herunter, verhindern ein unterstützendes Miteinander und merzen Kreativität und Engagement aus. Was zählt, ist: Innerlich Distanz gewinnen, Automatismen durchbrechen und würdigen, was gut ist. Gute Geister richten ihre Aufmerksamkeit auf das, was Boden hat und gesund gedeiht. Sie sind dankbar und betrachten sich und andere wohlwollend. So machen sie Mut und kultivieren eine Haltung, die nährt statt zehrt. Und Führungskräfte entkommen Negativspiralen und können gezielt die Register ziehen, die ihr Charisma stärken und andere mitreißen.

Wer zuviel denkt, hängt fest

Erwartungen, Überzeugungen und tradierte Ideale zwängen Job und Privatleben in starre Rahmen – und viele sind sich dessen gar nicht bewusst. Kein Wunder, dass übereifrige Juristen oft vergessen, was dem Kern ihres Wesens entspricht. Sie verbiegen sich unentwegt und wundern sich, warum irgendwann die Luft zum Atmen fehlt und das Leben so anstrengt. Mental starke Mitmenschen nehmen sich Zeit für sich selbst. Sie starten und erleben ihren Tag bewusst. Sie bewegen sich in der Natur oder zelebrieren ein Hobby, das sie „abtauchen“ lässt. Im Flow erleben sie, wie es sich anfühlt, hier und jetzt an der richtigen Stelle das Richtige zu tun. So verbinden sie sich mit sich selbst und wissen, was sie erfüllt. Sie spüren einfach, was stimmig ist und retten diese Qualität in ihren Alltag, den sie privat und beruflich authentisch leben. Dass sie in Kontakt mit sich selbst stehen, wirkt: Sie stärken ihre Persönlichkeit und Entschlusskraft und erschließen sich die Kraft der Intuition.

Vollkommen statt perfekt

Menschen, die sich selbst nahe sind, verabschieden sich „selbstverständlich“ von einem Perfektionismus, der Lebendigkeit und Lebensfreude killt. Sie akzeptieren ihre Schwächen und entscheiden sehr bewusst, in welche Kompetenzen sie investieren. Denn wertvolles Potenzial geht flöten, wenn Menschen zu viel Energie darauf verwenden, Mankos auszugleichen. Wer sich treu ist, kann selbstbestimmt Aktivitäten hinter sich lassen, die Energie rauben. Authentische Berater stehen zu sich selbst, glauben an sich und entfalten ihre Talente kreativ. Das kann auch bedeuten, dass sie Stellenbeschreibungen oder Jobmodelle neu denken und dass sie offen für mutige Ideen ihrer Mitarbeiter und Kollegen sind. Im Umgang mit anderen punkten sie, weil sie offen sind für Kritik. Sie hören interessiert zu und lichten den blinden Fleck ihrer Persönlichkeit. Hinzu kommt: Sie würdigen sich als vollkommen, weil sie ihre Unvollkommenheit als Teil ihrer Persönlichkeit liebgewinnen. Kurzum: Kräftezehrende und unrealistische Erwartungen lassen sie los. So entsteht Raum für Neues, der Stärken freisetzt.

Präsenz tut gut

Erfolgsdruck und eigene Ambitionen lassen viele Berater unentwegt auf ein Ziel hinarbeiten. Initiative und Einsatz auf einen Zustand in der Zukunft auszurichten, spornt an. Riskant ist nur: Wer ständig um das Soll kreist, schätzt die Gegenwart oft zu gering und erstickt gute Energie, die mit viel Herzblut und Engagement sprudelt. Dann verpufft Potenzial. Charismatische Führungskräfte beherrschen die Kunst, die Magie des Augenblicks zu leben und wertschätzend zu teilen. So veredeln sie Etappen zum Ziel, schaffen Begeisterung und halten den „Spirit“ des großen Ganzen wach. Wer das meistert, lässt Allüren hinter sich und punktet als Leader mit Strahlkraft.

Verbundenheit befreit

Beliebte Anwälte stehen in einem konstruktiven und achtsamen Dialog zu sich selbst. Sie befreien sich zunehmend davon, die Äußerungen anderer persönlich zu nehmen, genauso wie sie sich von eigenen und fremden Vorurteilen abkoppeln. Wer mit sich selbst achtsam umgeht, ist genau deshalb in der Lage, sich anderen wertschätzend zuzuwenden. Wer sich selbst „hört“, schenkt anderen aufmerksam Gehör und „liest“ sensibel zwischen den
Zeilen. Viele Gesprächspartner zimmern sich beim Zuhören gedanklich bereits ihre Konter zurecht. Doch beliebte Entscheider lauschen ihrem Gegenüber, um wirklich zu verstehen. Brücken vom „Ich“ zum „Du“ verbinden und erschaffen ein gutes Miteinander, das sachliche Auseinandersetzungen begünstigt.

Persönlichkeit entwickeln

Immer mehr Kanzleien erkennen, dass beruflicher Erfolg nicht ausschließlich von Prädikatsexamen und vorbildlichen Leistungen abhängt. Der Geist des Hauses strahlt einzigartig aus, wenn sich Anwälte und Angestellte emotional und mental ressourcenstärkend justieren. Nicht umsonst investieren wertebewusste Büros in ihre Teams und unterstützen Mitarbeiter darin, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Sie wissen: Starke Marken verdienen starke Menschen.

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Ausführliche Informationen zur Häufigkeit von Prädikatsexamen erhalten Sie in diesem Artikel.

Quelle BECK Stellenmarkt 19/2016