Dauerbrenner Steuerberaterprüfung: Ist sie zu schwer?

von Sonja Braun

Der Beruf des Steuerberaters genießt durch seinen extrem hohen Qualitätsanspruch in der freien Wirtschaft einen hohen Stellenwert. Wer diesen Titel trägt, dem unterstellt man zu Recht, dass er logisch denken, gut zuhören, sich auf die unterschiedlichsten Menschen und Aufgaben einstellen kann, die Gesetze kennt, wirtschaftliche Zusammenhänge erkennt und flexibel im Denken ist.

Dabei stehen ihm vielfältige Tätigkeitsfelder und weitere Fortbildungsmöglichkeiten offen, beispielsweise zum Wirtschaftsprüfer oder auch mit internationaler Ausrichtung zum CPA (Chartered Public Accountant).

Ob selbständig oder nichtselbständig, im Team oder als Einzelkämpfer, ob auf Spezialgebieten oder im allgemeinen Beratungsbereich, der Beruf ist entgegen der landläufigen Meinung nicht monoton, trocken und langweilig, sondern sehr interessant und abwechslungsreich. Ständige Änderungen im Steuerrecht führen dazu, dass die Tätigkeit des Steuerberaters mit einem lebenslangen Lernen verbunden ist.

Hohe Anforderung und Durchfallquoten in der Steuerberaterprüfung

Allerdings stellt die Ausbildung zum Steuerberater hohe Anforderungen an die Absolventen und die Durchfallquoten sind seit Jahren extrem hoch.

Wer in Deutschland Steuerberater werden möchte, muss über eine gewisse Vorqualifikation verfügen. Es handelt sich nicht um eine erstmalige Ausbildung, sondern vielmehr um eine Weiterbildung. Der Zugang zur Steuerberaterprüfung ist sowohl für bestimmte Akademiker als auch für Praktiker möglich. Je nach Vorbildung wird noch eine zwei- bis siebenjährige praktische Tätigkeit gefordert.

Ablauf der Steuerberaterprüfung

Die Prüfung selbst besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.

Die schriftliche Steuerberaterprüfung findet seit Jahren in der zweiten Oktoberwoche an drei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Es stehen insgesamt drei Prüfungsklausuren zu je 6 Zeitstunden an:

Am ersten Tag wird traditionell eine dreiteilige Klausur aus den Rechtsgebieten des Verfahrensrechts, der Umsatzsteuer und des Erbschaft-/Bewertungsrechts geschrieben. Der zweite Tag beinhaltet Ertragsteuerrecht und der dritte Tag Bilanzsteuerrecht.

Zur mündlichen Steuerberaterprüfung wird nur geladen, wer den schriftlichen Teil mit einer Note von insgesamt 4,5 oder besser bestanden hat.

Die mündliche Prüfung besteht aus einem Kurzvortrag und sechs Fragerunden aus den Themen Berufsrecht, Betriebs- und Volkswirtschaft, Zivil-, Handels- und Gesellschaftsrecht, Verfahrensrecht, Steuern vom Einkommen und Ertrag, Buchführung und Bilanzwesen.

Die zusammengefassten Ergebnisse der schriftlichen und mündlichen Prüfung geteilt durch zwei müssen eine Note von 4,15 oder besser ergeben.

Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse der Steuerberaterprüfung

Ab Mitte Dezember werden die Ergebnisse der schriftlichen Steuerberaterprüfung nach und nach in jedem Bundesland den Prüflingen bekanntgegeben. Wie jedes Jahr hoffen die Steuerberateranwärter, dass Sie den ersten Schritt zur Erlangung des Steuerberatertitels – die schriftliche Steuerberaterprüfung – erfolgreich zurückgelegt haben.

Wie hoch ist die Durchfallquote in der Steuerberaterprüfung?

Doch die Ergebnisse der Vorjahre zeigen, dass nur ein Teil der Prüflinge letztendlich die Steuerberaterprüfung besteht.

Nach den Ergebnissen der Steuerberaterprüfung 2017 sind im gesamten Bundesgebiet von rd. 5500 zur Prüfung zugelassenen Prüflingen schon fast 600 nicht zur Prüfung erschienen.

Von denen, die den schriftlichen Teil tatsächlich mitgeschrieben haben, sind nochmals 550 während der Prüfung zurückgetreten.

Letztendlich haben von ca. 4300 Prüflingen, die den schriftlichen Teil abgegeben haben, nur noch 2425 bestanden.

Das ist gemessen an den ursprünglich zur Prüfung Zugelassenen, nur ein Anteil von 43,6 Prozent. Rechnet man nur den Anteil auf die Prüflinge, die die schriftlichen Prüfungen absolviert haben, dann kommt man auf eine Bestehensquote von 56 Prozent.

Von diesen 2425 Prüflingen, die die schriftliche Prüfung bestanden haben, haben im Jahr 2017 am Ende immerhin 2174 bestanden. Damit ergibt sich für 2017 eine endgültige Bestehensquote von 50,5 Prozent im gesamten Bundesgebiet. Und somit liegt die Durchfallquote bei 49,5 Prozent.

Was ist der Grund für diese geringe Bestehensquote?

Die Prüfungsklausuren werden von den Finanzministerien in den Ländern erstellt, die Steuerberaterkammern sind nur für den organisatorischen Ablauf der Prüfung zuständig.

Bisher haben die in der privaten Wirtschaft angesiedelten und auf die Prüfung vorbereitenden Lehrgangsanbieter die Klausuren der Vorjahre immer wieder aktualisiert und in die Vorbereitungstätigkeit mit einbezogen. Diese Vorgehensweise ist seit 2015 nicht mehr so einfach möglich, da die Klausuren nicht mehr im Bundessteuerblatt veröffentlicht werden. Die Klausuren sind offiziell nicht mehr erhältlich.

Dies führte verstärkt zu Missstimmungen zwischen der Finanzverwaltung und den Berufskammern. Der Berufstand beklagt sich, dass er bei der Erstellung der Prüfungsaufgaben nicht involviert ist, dass in den Klausuren teilweise exotische Themen abgefragt werden, die Problematiken wirklichkeitsfremd sind und die Klausuren mit schwierigsten Sachverhalten überfrachtet und selbst für pfiffige Steuerberater nicht in der vorgegebenen Zeit zu lösen sind. Die Finanzverwaltung hingegen verweist auf den hohen Qualitätsanspruch, den Steuerberater zu erfüllen haben und verteidigt das Prüfverfahren vehement.

Insgesamt schrecken die schwierigen Prüfungen, die hohe Durchfallquote, die Kosten und die Vorbereitungszeit die Steuerberateraspiranten immer mehr ab. Die Zahlen der Anwärter stagnieren seit Jahren.

Wie bereite ich mich auf die Steuerberaterprüfung vor?

Die Vorbereitungsmöglichkeiten für die Steuerberaterprüfung sind vielfältig. Fast alle in der Steuerberaterausbildung tätigen Unternehmen bieten die unterschiedlichsten Kurse an. Ob Fernlehrgänge, Präsenzlehrgänge oder auch Onlineangebote, ob Wochen-, Monats- oder Jahreskurse, flexibel gestalt- und kombinierbar, fast alles ist zu erhalten.

Die unterschiedlichen Lehrgangspreise sollten nicht das wichtigste Auswahlkriterium bilden, sondern ein genauer Vergleich der angebotenen Unterrichtsstunden, Qualifikation und Erfahrung der Dozenten, Anzahl der Klausuren, Flexibilität des Lehrgangsanbieters und evtl. Zusatzangebote wie zum Beispiel Teilnahme an einem Probeunterricht und die Zusendung von Probeskripten.

Für die Steuerberateraspiranten ist es nicht einfach, den richtigen Lehrgangsanbieter zu finden, zumal es sehr unterschiedliche Lerntypen gibt. Es kommt auch auf die Lebensumstände, die bisher erreichte Vorqualifikation und auch das Lebensalter an.

Gerade in der heutigen digitalen Zeit lernen viele anders als in der Vergangenheit. Für das erfolgreiche Bestehen der schriftlichen Beraterprüfung bleibt es jedoch extrem wichtig zu wissen wo die Lösungsbegründungen in den Steuergesetzen, -richtlinien und/oder -erlassen stehen. Ein Arbeiten mit diesen analogen Hilfsmitteln bleibt daher unerlässlich.

Vor allem die Aspiranten, die aus der Praxis kommen, wissen manchmal das Ergebnis, können aber den Weg dahin nicht detailliert beschreiben und mit den dazugehörigen Paragrafen belegen.

Eines sollte man in der Vorbereitungszeit auf jeden Fall beherzigen:

Der Weg zur Prüfung ist aufwändig und zeitintensiv. Es ist eine Herausforderung die, allein für sich genommen, genügen sollte. Belasten Sie sich nicht zusätzlich mit einem Hausbau, einer Familiengründung einschließlich Nachwuchs oder einer Alpenüberquerung.

Und planen Sie genug Zeit für die Vorbereitung ein. Eine der schwierigsten Prüfungen im deutschen Bildungswesen kann man nicht nebenbei bestehen. Doch seien Sie gewiss, Ihr Einsatz wird auf jeden Fall mit einer finanziell attraktiven und erfolgsversprechenden Karriere honoriert.

Der Beruf des Steuerberaters ist unabhängig von der konjunkturellen wirtschaftlichen Entwicklung immer gefragt. Ein fundiertes Fachwissen, das durch Fortbildungen immer wieder auf den aktuellen Stand gebracht wird, wissen die Mandanten zu schätzen.

 

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Über die Autorin:

Sonja Braun
Steuerberaterin 

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